Füßchen waschen bei Tante Galadriel
Klein Faramee hatte sich mühsam durch Moria durchgekämpft und erreichte den Goldenen Wald von Lothlorien. Hier fühlte Faramee sich wieder richtig wohl. Die Sonne scheint,
Blüüümchen wachsen und die goldenen Blätter der Bäume spenden einen angenehmen Schatten.
Als Faramee zur Tante Galadriel gerufen wurde, um einen Blick in deren Spiegel zu werfen, mußte Faramee einige Zeit auf Galadriel warten. Faramee bemerkte eine Schale auf einem
Tisch und daneben einen Krug mit klarem Wasser. Weil sich für Faramees Empfinden immer alle so übertrieben ehrfürchtig verhielten, dachte sich klein Faramee „ Es wäre
sicher nicht schlecht, saubere Füßchen zu haben, wenn man der Tante begegnet. Ich möchte ja nicht negativ auffallen, weil meine Füßchen schmutzig sind. “ So beschloß sie,
die Schale mit dem Wasser zu füllen, sprang auf den Tisch, stellte sich mit beiden Füßchen in die Schale und planschte ein wenig im kühlen Wasser.
Faramee war so froh sich ein wenig abkühlen zu können, daß sie nicht bemerkte, wie sich jemand nähert und hüpfte vergnügt in der Schüssel herum. Galadriel rang um Fassung, als sie
bemerkte, wie unbekümmert diese kleine Halbhobbit ihren Spiegel entweihte. Sie beobachtete Faramee einige Zeit, war aber völlig überfordert, darauf angemessen zu reagieren. Etwas
zögerlich versuchte Galadriel die hüpfende und planschende kleine Faramee, durch ein verhaltenes Räuspern auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen. Faramee war aber so vertieft
in ihr Tun, daß sie nichts davon bemerkte. Faramee lachte, hüpfte und spritzte mit dem Wasser nach Herzenslust herum. Galadriel ging näher heran und sprach mit nachdrücklicher
Stimme. „Sei mir gegrüßt Faramee! “ Jetzt erst bemerkte Faramee Galadriel. „Ui! Ich habe mir meine Füüüßchen gewaschen, damit du einen guten ersten
Eindruck von mir bekommst. Meine Mama, die Iordiwen hat mir gesagt, ich soll mich gut benehmen, wenn ich bei dir bin. “ Faramee schaute Galadriel mit großen Augen an und
erwartete nun, für ihr reinliches Verhalten gelobt zu werden. Galadriel öffnete leicht ihren Mund um etwas zu sagen, brachte aber kein Wort heraus. In den vergangenen drei
Zeitaltern hat sie kein Wort erlernt, daß beschreiben könnte, was in ihr vor ging. Faramee hüpfte Galadriel mit einem lauten „Huiiiiii! “ an, um von ihr gefangen
zu werden, wie ihre Muttis es tun. Galadriel fing sie tatsächlich aus einem Reflex heraus auf und hielt Faramee nun in ihren Armen. Faramees nasse Füßchen besudelten nun auch
Galadriels Kleid. Obwohl Galadriel mit dieser Situation nicht einverstanden war, konnte sie keinen Groll gegen Faramee empfinden. Faramee sagte mit anerkennender Stimme
„Einen schönen Garten hast du hier und so schöne, viele Blüüümchen. Du mußt wissen, ich mag Blümchen. “ und drückte Galadriel einen dicken Kuß auf die Wange und
umarmte sie ganz fest. Galadriel bemerkte, daß ihr Kleid nun durchnäßt war, ignorierte es aber und bedankte sich für das unerwartete Lob. Sie gab es auf, Distanz wahren zu wollen
und erklärte Faramee mit ruhiger, liebevoller Stimme, daß sie ihre Füßchen in einem besonderen Gefäß gewaschen hatte und dieses dafür nicht gedacht ist.
Als Faramee hörte, daß es sich um Galadriels Spiegel handelte, fragte Faramee leicht geknickt. „Bist du mir jetzt böse? “ „Im ersten Moment spürte ich
Zorn in mir aufsteigen, aber als ich sah wie vergnügt und wie glücklich du warst, hat mir der Anblick so viel Freude bereitet, daß ich dir nicht böse sein kann. “ Faramee
bat Galadriel „Bitte sag meinen Mamas nichts davon, ja? Sonst bekomme ich wieder Törtchenverbot. “ und schaute sie mit ihren großen Äugelein an. Galadriel
entgegnete „Mach dir darum keine Gedanken. Jetzt weiß ich, was deine Mamas meinten, als sie mir in einem Brief schrieben, du wärst wie eine Sonne für ihre Herzen. Weiter
schrieben sie mir, du wärst aber auch für ihre Geduld eine andauernde Prüfung. Sie baten mich bei möglichen Verfehlungen von dir, milde zu urteilen. Nun, ich wollte dir eigentlich
einen Blick in meinen Spiegel gewähren. Leider hast du einen großen Teil des Wassers im Garten verteilt und den in der Schale verbliebenen Teil so verschmutzt, daß du darin nichts
erkennen könntest. Ich denke, dein Schicksal bleibt besser im Verborgenen. Deine Natürlichkeit ist eine große Gabe, die dir durch einen Blick in meinen Spiegel verdorben werden
könnte. “
Faramee fragte Galadriel, ob sie die Schale, den Tisch und den Garten wieder in Ordnung bringen soll, um ihren Fehler wieder gut zu machen. Galadriel lehnte jedoch mit folgenden
Worten ab. „Ich habe gesehen, was du anrichten kannst, wenn du nur deine kleinen Füßchen wäschst. Ich möchte nicht wissen, wozu du fähig bist, wenn du versuchst einen
ganzen Garten zu reinigen. “ Faramee schaute Galadriel beleidigt an, ist sich aber ihrer Schuld bewußt und antwortet nichts darauf. Galadriel trug Faramee zu Gwaihir um
sie miteinander bekannt zu machen. Sie trug Faramee auch aus dem Garten hinaus, um sicher zu gehen, daß er keinen weiteren Schaden nimmt und setzte sie erst jetzt behutsam ab.
Faramee entschuldigte sich mit gesenkten Köpfchen und verabschiedete sich. Galadriel kniete sich auf den Boden um Faramee einen zarten Kuß auf die Wange zu geben und tröstete sie
mit den Worten. „Sei nicht traurig, kleine Faramee. Deine Mamas Iordiwen und Amunie haben mir schon viel von dir berichtet. Jedoch werden Worte deinem Wesen einfach nicht
gerecht. Du bist so außergewöhnlich, das es mir eine besondere Freude war, dich zu treffen und zu erleben. Ich muß sagen, ich bin überwältigt. Du vereinst viele gute Eigenschaften
von Menschen, Hobbits und Elben in dir. “ Galadriel rang der kleinen Faramee noch das Versprechen ab, sich nur in ihrer Begleitung erneut in diesen Garten zu begeben. Nun
war Faramee wieder glücklich und lächelte. „Darf ich mir dann auch einige Blüüümchen in deinem Garten pflücken, um sie in mein Haar zu stecken?“ „ Ja
mein Sonnenschien, dann suchen wir einige besonders schöne Blümchen für dich aus.“ „Huiiii! Dann komme ich dich sicher bald wieder besuchen.“ Galadriel
lud die kleine Faramee sogar ein, ihr Gast zu sein, um sich von den düsteren Abenteuern in Moria zu erholen. Sie hatte bemerkt, daß es einer kleinen Halbhobbit schwer gefallen
ist, sich so lange unter der Erde aufzuhalten, ohne grüne Wiesen, Sonnenschein, Bäume und vor allem ohne Blümchen auskommen zu müssen.
Faramee hat eine neue Freundin gefunden.
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