Wiggedie


 

Faramee besucht seit einiger Zeit beinahe jeden Tag die Redaktion ihrer Freundin, Pandoradis. Sie ist ein liebes Mädchen und dankbar, daß Pandoradis die Rückgabe des gestohlenen Hühnchens  bewirkt hatte. Mehr noch als die Dankbarkeit, lockte sie jedoch die Backkunst der Kantinenköchin, Isilorona so zuverlässig dorthin. So saß die kleine Faramee auf einer Bank, vor dem Küchenfenster. Die kleinen Beinchen ließ sie ausgelassen vor und zurück schwingen. Sie mampfte mit deutlich vernehmbaren Schmatzgeräuschen, frischgebackene Blaubeertörtchen. Währenddessen schaute sie aus dem Küchenfenster.

 

Plötzlich holte sie mir ihrem Oberkörper und den Beinchen gelichzeitig Schwung, worauf sie einen Satz nach vorne machte und auf ihren Füßchen landete. Sie  hüpfte auf den Tisch, gab Isilorona einen Schmatzer auf die Wange und bedankte sich für die Törtchen. „Du bist voll lieb!“, sagte Faramee. Sie schnappte sich einige Blätter, gewachstes Papier und wickelte die übrigen Törtchen darin ein. Sie stopft diese in ihren Rucksack, den sie fast immer mit sich führt. Mit einem Schwung warf sie den Rucksack auf ihren Rücken, wobei sie davon sauste. Dabei rief sie Isilorona zu: „Bis späteeeer!“ Faramee war der Gedanke gekommen, sich für die vielen Törtchen zu bedanken. Faramee liebt nicht nur Blaubeertörtchen, Pferdchen und ihr Hühnchen. Sie hat auch eine Blümchenzucht in ihrem Garten. Da Schnittblumen zu schnell verblühen, wollte Faramee einen Blumentopf mit guter Erde füllen und einige ihrer wunderschönen Blümchen darin einpflanzen. Darum sprang Faramee auf ihr weißes Pferdchen mit den Pünktchen. Sie ritt eilig nach Hause. Faramees Reitstiel würden die meisten Hobbits als halsbrecherisch beschreiben. Sie jedoch liebt die Geschwindigkeit, springt über Zäune und allerlei Hindernisse und bringt ihre Freude mit einem lauten, „Huiiiiiii!“ zum Ausdruck. So mancher Hobbit, der sie durchs Auenland reiten sieht, schüttelt verständnislos den Kopf.  Bauern drohen manchmal mit der Forke und schimpfen dabei laut. Faramee kümmert das alles nicht. Sie hat nur noch Blümchen im Köpfchen und genießt den „Flug“ über die Landschaft.

 

Zu Hause angekommen, macht sie sich ans Werk. Faramee kniete im Blümchenbeet und war gerade fertiggeworden, den Blumentopf zu bepflanzen. Da blickte sie auf und beobachtet, daß sich eine Spitzmaus an den Möhrchen, im Garten ihrer Schwester bediente. „Scht! Weg daaaa!“, rief Faramee. Das beeindruckte die Maus nicht im Geringsten. Sie brachte die Blümchen ins Haus, stellte sie auf den Tisch und wusch sich im Bad die Pfötchen sauber. Dann wickelte sie ein sehr feines Tuch um den Blumentopf, schmückte ihn mit einem farbigen Band und schnürte ein Schleifchen. Nun wollte sie die Blumen zu Isilorona bringen.

 

Faramee verließ das Haus und blickt noch einmal zum Garten ihrer Schwester. Die Spitzmaus nagte noch immer an Laramees Rüben. Nun überlegte Faramee, wie sie die Ernte ihrer Schwester vor dem Nagetier schützen könnte. Sie ging auf die Maus zu und fuchtelte mit einem Arm in der Luft herum, da sie in dem anderen den Blumentopf trug. „Ksch! Weg da!“, rief Sie dabei. Aber was Faramee auch immer versuchte, die Maus ließ sich nur wenige Schritte weit vertreiben und nagte dort an einer anderen Rübe weiter. Faramee dachte intensiv nach. Da meldete sich Ihr Bäuchlein, mit einem leichten Hüngerchen. Faramee nahm den Rucksack ab und begann Törtchen zu mampfen.

 

Nachdenken macht kleine Hobbits schnell hungrig. Im Grunde trifft das auf jede Aktivität zu, selbst Schlafen. Faramee ist beim verspeisen ihrer Törtchen so gierig, daß sie nicht nur dabei schmatzt, sie krümelt auch immer erheblich dabei. Wo Faramee einige Zeit verweilte, ließ sich an Hand der Kuchenkrümeln leicht erkennen. Während Faramee so mampfte, grübelte, schmatzte und krümelte, löste sich Faramees Problem von alleine. Die Spitzmaus ließ von den Rüben ab und machte sich daran, die Kuchenkrümel zu fressen, die Faramee aus dem Mundwinkel fielen. „Dis war ja einfach!“, rief sie erfreut. „Ob einer dieser oberschlauen Spitzohren wohl auch auf eine solch elegante Lösung gekommen wären?“, Fragte sie sich in Gedanken. „Dieses olle Lembas hätte Mäuschen bestimmt nicht haben wollen.“ Faramee kicherte bei dem Gedanken.

 

Solche glücklichen Fügungen sind ein wesentlicher Bestandteil von Faramee und den anderen Hobbits, ihrer Familie. Viele kleine oder auch größere Probleme des Alltags, lösen sich bei einem Imbiß von selbst. Derartige Erfahrungen geben ihnen eine unverwüstliche Zuversicht und lassen sie selten lange Zeit traurig sein.

 

Die Maus hatte nun alle Krümel am Boden aufgefuttert und schaute Faramee erwartungsvoll an. Faramee lächelte und griff ein weiteres Törtchen aus ihrem Rucksäckchen. Die Spitzmaus beobachtete Faramees Bewegungen genau. Faramee zupfte ein kleines Stückchen aus dem Törtchen  heraus und warf es der Maus hin. Sie schaute Faramee weiterhin an und schenkte diesem Kuchenstückchen keinerlei Aufmerksamkeit. Da staunte Faramee. Sie biß von ihrem Törtchen ab und begann zu kauen. Das Mäuschen stürzte sich sofort auf die herabfallenden Krümelchen. Faramee, lachte über das eigenwillige Verhalten. „Du wirst bestimmt nie wieder hungern müssen“, sagte sie zur Maus. „Außer“, verbesserte sie sich, „wenn diese Fanmagil mich wieder beraubt.“

 

Nun trat  sie den Weg zur Redaktion an, mampfte dabei Törtchen und überlegte sich einen Namen für ihren kleinen Freund. Die Maus folgte ihr und fraß alle Krümel auf. Da sie die Blümchen bei ihrem wilden Reitstil nicht beschädigen wollte, ging sie zu Füßchen. Nach einiger Zeit viel ihr ein Name ein, den sie für ihren persönlichen Kuchenkrümelsauger passend fand. „Wiggedie!“, rief sie. „Das ist ein guter Name!“ Fortan sollte Faramees Mäuschen, Wiggedie heißen.

 

Nach einem langen Spaziergang, erreichte sie die Redaktion. Faramee ging hinein. Im Flur traf sie Isilorona, die in begriff war, das Haus zu verlassen. Als sie Faramee sah, sagte sie ihr, daß sie nun Feierabend hat und an diesem Tag keine weiteren Törtchen mehr backen würde. Es seien aber noch einige in der Vorratskammer. Faramee lachte, weil sie bemerkte, daß die Köchin annahm, Faramee wolle weitere Törtchen bekommen. „Deinen wohlverdienten Feierabend gönne ich dir“, sagte Faramee. „Ich bin nicht wegen der Törtchen hergekommen. Aber danke, für das Angebot, eure Vorratskammer zu plündern! Das werde ich gerne in Anspruch nehmen.“ Faramees Lachen klang etwas nach einem Schurken, der einen Plan ausgeheckt hat, die Weltherrschaft an sich zu reißen. „Dis hier“, sprach sie dann weiter, „ist für dich. Weil du so lieb zu mir bist und immer für mich Törtchen backst. Damals, als diese Fanmagil mein armes Hühnchen entführt hatte, hast du gut für mein Wohl gesorgt. Dis war bestimmt sehr ansträngend für dich.“ Faramee überreichte das Geschenk. Dabei strahlte ihr kleines Gesicht so viel Glück und Freude aus. „Für Pando überlege ich mir auch noch etwas. Aber PSCHT, nix verraten!“

 

Isilorona machte Faramee auf eine Spitzmaus hinter ihr aufmerksam. „Die tut nix, versprochen! Dis ist Wiggedie“, sagte Faramee darauf. „Sie ist voll nützlich. Sie mampft alle Kuchenkrümel von mir weg, die auf den Boden fallen.“

 

Wiggedie lebt von Faramees Kuchenkrümel so gut, daß sie inzwischen größer ist als Faramee. Dafür muß sich die Maus nicht mal auf die Hinterbeine stellen. Wiggedie ist genau so friedlich wie Faramee, jedoch fürchten sich viele vor ihr, weil sie so riesig geworden ist.


 

Faramee Blümchenfee
Faramee Blümchenfee